Dienstag, 18. Dezember 2018

Nostalgie für die Sowjetunion wird immer größer

Der Trend, die Nostalgie für die UdSSR zu verstärken,
wird immer deutlicher, sagt die Soziologin des Levada-
Zentrums Karina Pipia
Der Plan scheint aufzugehen!
Die Anzahl der Nostalgiker, die die Auflösung der Sowjetunion bedauern, erreichte ihren bisherigen Höhepunkt. Insbesondere nach der jüngsten Rentenreform stieg die Sehnsucht nach der "guten alten Zeit" enorm an. 

Die Zahl der Russen, die den Zusammenbruch der Sowjetunion bereuen, hat in den letzten zehn Jahren ein Maximum erreicht. Dies geht aus der Umfrage des Levada-Zentrums hervor. Nun sprechen 66% der Befragten davon, 2017 waren es 58% - und davor waren es, mit Ausnahme im Jahr 2000, zehn Jahre lang nie mehr als 61%. Der absolute Rekord wurde im Jahr 2000 mit 75% verzeichnet. 60% der Befragten glauben, dass der Zusammenbruch hätte vermieden werden können. Die Mehrheit der Nostalgie für die Sowjetunion liegt bei Menschen ab 55 Jahre, obwohl in den letzten zwei Jahren solche Gefühle bei jungen Menschen im Alter von 18 bis 24 Jahren stark gewachsen sind.

Die Hauptgründe, warum Russen die UdSSR vermissen, sind sehr aufschlussreich über die falsche Realität, in der diese leben, als auch die imperialistische Motivation:

(Die Befragten konnten mehrere Antworten geben.) 
52% der Befragten bedauerten die Zerstörung ihres überlegenden sowjetischen Wirtschaftssystems.
36% sehnten sich danach, zu einer Weltmacht zu gehören.
Mit 31% fiel auf Platz Drei ihr gegenwärtiges trübsinniges Leben und wachsendes Misstrauen.

Es zeigt sich, dass in den Zeiten großen Leides der Zuspruch zur Sowjetunion sehr groß ist, so in den hervorstechenden Krisenjahren wie 1999. Hingegen in Zeiten, wo die Zufriedenheit der Russen ansteigt, zum Beispiel 2006, spielt der Wunsch, einer Welt dominierenden Macht anzugehören, überraschenderweise überhaupt keine Rolle.

Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen Unzufriedenheit und Machtgewinn kommunistischer Nostalgie. 

Der Trend, die Nostalgie der UdSSR zu stärken, wird immer deutlicher, sagt die Soziologin des Levada-Zentrums Karina Pipia und ist staatlich subventioniert. Die Rentenreform ist zu einem Auslöser für das Wachstum solcher Gefühle geworden, das unter in Russland lebenden Russen bereits ohnehin stark ist. Sie sagt: „Die Menschen erklären immer, dass ihre Nostalgie für die UdSSR vor allem mit irrationalen Vorstellungen von der starken Wirtschaft und dem Wohlstand dieser Zeiten erklärt wird, wobei das tatsächliche ökonomische Defizit und Unterdrückung vor allem vergessen werden und führt zur wachsenden Besorgnis über aktuelle Wohlfahrtsfragen.“ In der Zeit nach der Krim-Besetzung steigen nostalgische Gefühle für Sowjetunion und Imperialismus weniger stark, da Aggression gegen die Ukraine und die Konfrontation mit dem Westen den massiven Bedarf an Imperialismus weitgehend kompensierten, fügt die Soziologin hinzu.

Als die Sowjetunion zusammenbrach, gab es Wirtschaftswachstum und abnehmende soziale Probleme, sodass viele ruhig auf den Zusammenbruch reagierten, sagt der Politologe Alexei Makarkin. Zwei Faktoren führten zu einer zunehmenden Nostalgie, sagt der Experte: „Zuerst war das Gefühl, dass Maidan ein vorübergehendes Phänomen ist, ein neurussisches Phantom ist aufgetaucht, aber jetzt haben sie verstanden, dass die Ukraine nicht zurückkehren wird, und wenn sie nicht zurückkehrt, dann auch andere nicht. All dies führt zu Nostalgie. Ein weiterer Faktor erschien in diesem Jahr: Aufgrund der Rentenreform begannen die Menschen wieder, das Land zu idealisieren, wo sie frühzeitig in Rente gingen und mit diesem Geld irgendwie leben konnten.“ Die Rentenreform war nicht so sehr ein Schock für sie, sondern ein Indikator für den Abbau des Wohlfahrtsstaates, mit dem die UdSSR verbunden war, verdeutlicht Makarkin. 

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